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Restaurierung der Kuppel der Gaußschen Sternwarte

Geschichte der Göttinger Sternwarte

Die historische Sternwarte der Georg-August-Universität an der Geismarlandstraße wurde 1803 bis 1816 als bis heute einzige staatliche (früher königliche) Sternwarte in Niedersachsen beziehungsweise dem früheren Königreich Hannover errichtet.

Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke

Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke

Der geniale Gelehrte Carl Friedrich Gauß lebte von 1807 bis 1855 in Göttingen. In den ersten Jahren bis 1816 stand Gauß noch der Alten Sternwarte auf dem umgebauten Stadtturm vor. Er zog dafür in die Kurze Straße 15, wo er zur Miete wohnte. Nach Fertigstellung bezog Gauß 1816 dann die Neue Sternwarte in der Geismarlandstraße, in der er bis zu seinem Tod lebte.

Als erster Direktor nahm er starken Einfluss auf ihre Ausstattung. Gemeinsam mit dem Physiker Wilhelm Eduard Weber erfand er den ersten elektromagnetischen Telegraphen. Die Telegraphenleitung über die Dächer Göttingens verband die Arbeitsorte der beiden Wissenschaftler und erleichterte die Kommunikation im Rahmen der gemeinsamen Forschung. Gauß forschte hier bis zu seinem Tod. Auf ihn gehen auch Ideen der prägnanten Kuppel der Sternwarte zurück.

Zu den renommierten Nachfolgern von Friedrich Gauss gehörten die Astronomen Wilhelm Klinkerfues (1827-1884) und Karl Schwarzschild (1883-1916). Auf Wunsch des damaligen Direktor Wilhelm Schur (1846-1901) wurde diese Zierkuppel während der ersten Umbaumaßnahmen von 1887 bis 1888 durch eine öffnende und drehbare Beobachtungskuppel ersetzt. Die innere Struktur wurde im 19. und 20. Jahrhundert jeweils nach den aktuellen Erfordernissen umgebaut.

Die Restaurierung der Kuppel

Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke

Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke

  • 2005: Juwelierehepaar Wolfgang und Sigrid Lüttge führt eine Veranstaltung in der Göttinger Universitätssternwarte durch. Damit machte es zum ersten mal einem ausgewählten Publikum das Innere des Gebäudes zugänglich. Damit war die Bedeutung der Sternwarte für die Göttinger sichtbar geworden.
  • 2006: Gründung des Vereins Göttinger Gauss-Kuppel, um für die bisher nicht finanzierbare Restaurierung der Sternwartenkuppel zu sorgen. Für die Restaurierung war ein finanzielles Engagement nötig von 200.000 EUR. Die Universität als Eigentümer und Bauherrin der Restaurierung war nicht in der Lage die Mittel aufzubringen. – und es fehlte auch ein Netzwerk technischer Unternehmen, das die Restaurierungsarbeiten durchführen konnten. Nun begannen die Vereinsmitglieder sich um diese Aufgaben zu kümmern. Ziel: Die Wiederherstellung zur kompletten Funktionsfähigkeit der Kuppel
  • 2007 bis 2008: Restaurierung der Sternwarte im Innern nach historischen Plänen zurückgebaut.

Ablauf der Restaurierung

  • Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke

    Foto: Göttingen Tourismus und Marketing / Mischke

    Bestandsaufnahme des Gesamtzustandes und der Mängel
    Öffnen und Drehen der Kuppel sowie die Mitführung des Sitzes des beobachtenden Astronoms und des Fernrohrs entgegen der Erdumdrehung waren zu dem Zeitpunkt nicht möglich.

  • Drehung der Kuppel
    Die Schwierigkeit bei der Drehung lag an einem technischen Fehler, der schon beim Umbau der Kuppel 1886/87 gemacht worden war. Die Kuppel lies sich nur mit außergewöhnlicher Muskelkraft drehen. Die Räder wurden mit Bronzeachsen versehen und schon lies sich die Kuppel mit einer Hand bewegen und drehen. Ein für das große Speichenrad notwendige Tau wurde bei Blohm + Voss Shipyards GmbH für Schifffahrt in Hamburg in der notwendigen Stärke angefertigt.
  • Technische Arbeiten
    Thomas Keidel, Firmenchef der Mahr GmbH, wurde für technische Arbeite gewonnen. Die Azubis und 2 Ingenieure sollten die Restaurierungsarbeiten ausführen. Länger als 3 Monate waren die Mahr-MA tätig Dazu gehörte auch das Öffnen des Beobachtungsfensters in der Kuppel.
  • Das Fernrohr
    Reinigung und Reparatur mit Hilfe der Firma Sartorius.
  • Außenabdeckung der Kuppel
    Die Abdeckung aus Zinkblech musste erneuert werden. Auch diese Arbeiten vergab und finanzierte der Verein.

Der Verein hatte ein großes Ziel erreicht: Damit war die Kuppel wieder zu öffnen und zu drehen und man kann vom Astronomenstuhl mit dem antiken Fernrohr wieder Sterne beobachten.

Linoleum-Auskleidung

Die Göttinger Sternwartenkuppel zählt zu den ältesten erhalten Linoleum-Ausstattungen Deutschlands. Ein Jahr nach der Kuppel-Restaurierung wurde der Verein gebeten, sich auch um das Linoleum, dass zur Auskleidung der Kuppel angebracht war, zu kümmern. Hier galt es 50.000 EUR zu finanzieren. 2019 wurde damit begonnen. Das Linoleum erfüllt wichtige, für die astronomischen Beobachtungen erforderliche Eigenschaften:

  • es absorbiert Licht
  • ist relativ leicht
  • lässt sich gut montieren
  • konnte farblich dekoriert werden
  • ist dauerhaft

Die extremen Temperaturschwankungen haben zu Materialermüdung geführt und die Befestigung war nicht mehr sicher. Der Verein sorgen sich darum, dass das

  • Linoleum gereinigt wurde
  • Ausführung des Linoleums in Rotbraun, umlaufenden Bändern und zweischlägige Schablonierungen in Hell- und Dunkelblau
  • Schließung von Fehlstellen im Linoleum
  • Restaurierung des Doubliergewebes
  • Austausch der gelockerte und korrodierten Nägel, Metallklammern und Halteleisten

12 Jahre nach Beginn der Restaurierungsarbeiten im Inneren und dem Rückbau der Sternwarte konnte die Gesamtmaßnahme mit der Instandsetzung, Konservierung und Restaurierung der Kuppel im Frühjahr 2019 abgeschlossen werden.

Video

Von Gauß zur Hightech Region – Göttingen und das Measurement Valley

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